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Tipps und Tricks zur Erstellung von Fragebögen

Einleitung

Die Gültigkeit und die Zuverlässigkeit der Antworten einer standardisierten Befragung ist von folgenden Effekten abhängig:

  • Frageeffekte (Formulierung, Plazierung, Struktur etc.)
  • Effekte der Software zur Erstellung des Fragebogens (Technik, Darbietungsform, Design)
  • Effekte der Befragten
Die vorliegende Zusammenfassung richtet sich schwerpunktmäßig auf die Effekte, die durch die Fragen und die Form des Fragebogens verursacht werden.  Sie können als unverbindliche Regeln verstanden werden, die aber keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit haben.
 

1. Fragearten

Zunächst muß eine Entscheidung darüber getroffen werden, welche Informationen durch eine Frage gewonnen werden sollen. Es kann unterschieden werden zwischen:

  • Einstellungs- oder Meinungsfragen
In Einstellungsfragen wird überprüft, wie negativ oder positiv bestimmte Statements von den Befragten beurteilt werden. Sie verlangen nach einem Werturteil. Typische Sprachwendungen sind hier etwa "lehne ab / stimme zu", "gut / schlecht", "sollte / sollte nicht", "erwünscht / unerwünscht". Beispiel: Fänden Sie es gut, wenn die CDU wieder die nächste Bundesregierung stellt?
  • Überzeugungsfragen
Überzeugungsfragen fokussieren auf die Wahrnehmung und Einschätzung vergangener, gegenwärtiger oder zukünftiger Realität. Insbesondere die Beurteilung ob eine Aussage für wahr oder falsch gehalten wird, drückt die Überzeugungen der Befragten aus. Beispiel: Was glauben sie persönlich: Wer wird die nächste Bundestagswahl gewinnen?
  • Verhaltensfragen
Verhaltensfragen richten sich auf die Erfassung von "eigenem" berichteten Verhalten der Befragten. Im Grunde sind sie als spezielle Form von Überzeugungsfragen zu verstehen, da sie sich auf Überzeugungen hinsichtlich des eigenen Verhaltens in der Vergangenheit oder Zukunft beziehen. Beispiel: Bei der Bundestagswahl im September 1998 haben viele Personen nicht an der Wahl teilgenommen. Wie war es bei Ihnen: Haben sie an der Wahl teilgenommen oder nicht?
  • Eigenschaftsfragen
Bei diesem Fragetyp werden demographische und personale Eigenschaften der Befragten erfaßt ( z. B. Alter, Bildung, Ausbildung, Einkommen). Beispiel: Welchen Familienstand haben Sie?
 
 

2. Antwortvorgaben

Grundsätzlich gibt es den strukturellen Unterschied zwischen offenen und geschlossenen Fragen. Bei offenen Fragen werden keine Antwortvorgaben gegeben, so dass die Befragten in freier Formulierung ihre Antwort geben können. Geschlossene Fragen besitzen eine begrenzte Anzahl von Antwortvorgaben. Handelt es sich um Kategorien, die eine Rangordnung bilden, so sind folgende Kategorien üblich: Häufigkeiten = nie / selten / gelegentlich /oft / immer; Intensität = sehr / ziemlich / mittelmäßig / wenig / nicht; Bewertungen = stimmt nicht / stimmtwenig / stimmt mittelmäßig / stimmt ziemlich / stimmt sehr; Wahrscheinlichkeiten = keinesfalls / wahrscheinlich nicht / vielleicht / ziemlich wahrscheinlich / ganz sicher.

Geschlossene Frage besitzen gegenüber offenen Fragen den Vorteil, dass der Aufwand bei der Auswertung der Daten um ein Vielfaches geringer ist, weil die Eingaben aus offenen Fragen im Nachhinein kategorisiert werden müssen. Darüberhinaus werden bei geschlossenen Fragen die Verzerrungen, die durch unterschiedliche Artikulationsfähigkeiten der Befragten entstehen können, reduziert. In vielen Befragungen sind auch "Hybridfragen" zu finden. Sie stellen eine Kombination aus offener und geschlossener Struktur dar und ermöglichen dem Befragten über die festgelegten Antwortoptionen hinaus eigene Angaben zu machen.
 
 

3. Frageformulierungen

  • Fragen sollten möglichst kurz sein.
  • Die Formulierungen sollten einfach sein und sich an der Alltagssprache orientieren. Zu vermeiden sind ungebräuchliche Fachausdrücke, Fremdworte und Abkürzungen.
  • Suggestivfragen sollten nicht verwendet werden, weil dem Befragten durch die Formulierung bereits eine bestimmte Antwortvorgabe nahegelegt wird.
  • Es sollte möglichst konkret und eindeutig formuliert werden. Die Antworten auf Fragen, die sich auf konkrete Situationen beziehen, sind meist zuverlässiger als allgemein formulierte Fragen.
  • Fragen sollten neutral in ihrer Formulierung sein. Durch Vorurteile belastete Begriffe wie etwa "Boss"oder "Bürokrat" sollten nicht verwendet werden.
  • Hypothetische Formulierungen sind zu vermeiden. Ein unzulässiges Beispiel wäre z.B.:" Angenommen Sie verlieben sich in einen anderen Mann, würden Sie sich von ihrem jetzigen Partner trennen oder nicht?".
  • Mehrdimensionalität innerhalb der Fragen sollte verhindert werden; z.B. "Fahren sie nur am Wochenende mit dem Fahrrad oder benutzen Sie es auch unter der Woche?" sollte in zwei Fragen unterteilt werden, in denen jeder Sachverhalt einzeln abgefragt wird.
  • Fragen sollten keine doppelten Negationen beinhalten (z.B. Ist es nicht richtig, daß Sie nicht ander Landtagswahl teilgenommen haben?).
  • Fragen sollten sowohl die positiven als auch die negativen Antwortoptionen einbeziehen, um hinsichtlich der impliziten Bewertung ein ausgeglichenes Verhältnis zu schaffen. Die Frage "Sollte16 bis 19-jährigen Personen der Genuss von Alkohol untersagt werden?", müßte wie folgt verändert werden: "Sollte16 bis19-jährigen Personen der Konsum von Alkohol verboten sein oder sollte er erlaubt sein?".
  • Fragen sollten bei den Antwortoptionen eine gesonderte "Weiß-nicht"- Kategorie aufweisen. "Non-Attitude"-Angaben können wichtige interpretierbare Daten liefern. Fehlt diese Kategorie ist davon auszugehen, dass teilweise erzwungene Fehleingaben gemacht werden. Besonders vorteilhaft ist eine Filterung. Zunächst wird danach gefragt, ob eine Aussage zu der Frage gemacht werden kann und im Anschluss folgt bei positiver Beantwortung die eigentliche Frage.
In Fragen zu heiklen bzw. sensiblen Themen (z. B: Einkommensverhältnisse, Sexualität, Kriminalität) sollten abgemilderte Ausdrücke verwendet werden (z. B.: 'Die meisten Menschen...'; 'Wann haben Sie das letzte Mal...'; nicht 'Lügen', sondern 'nicht immer die Wahrheit sagen').Es sollten zuerst positive, dann negative Bewertungen vorgenommen werden.Entscheidend ist, dass dem Befragten nicht das Gefühl gegeben wird, dass bestimmte Antworten einen Prestigeverlust bedeuten.

4. Fragebogenaufbau

Für eine gute Befragung ist es nicht nur wichtig, auf die Einhaltung der unter Punkt 3 erläuterten Formulierungsregeln für die Fragen zu achten. Ein Fragebogen sollte als ein Gesamtkonzept betrachtet werden, in dem die Reihenfolge und die Struktur der Fragen wichtige Einflussfaktoren zur Erlangung korrekter Daten sind. Fragebögen sollten so konstruiert werden, dass sie den Befragten in eine interessante und konzentrierte Kommunikations-Situation versetzen. Im folgenden einige Ratschläge:

  • Die Einleitungsfragen haben eine besonders große Bedeutung innerhalb des gesamten Fragebogens. Die Motivation und das Engagement zur Beantwortung des Fragebogens wird mit diesen Fragen erzeugt. Sie sollten inhaltlich in das "Thema" des Fragebogens einführen und Interesse wecken. Es sollten dabei Fragen verwendet werden, die von allen Befragten auch wirklich inhaltlich beantwortet werden können."Weiß-nicht"- oder "Keine Angabe"- Antworten erzeugen tendenziell das Gefühl, dass der gesamte Fragebogen für den Probanden inhaltlich nicht interessant ist. Ferner sollten keine personalen und demographischen Eigenschaftsfragen am Anfang der Befragung stehen.
  • Der Fragebogen sollte insgesamt indeutlich voneinander getrennte Themengebiete aufgeteilt werden. Fragen zu ein und demselben Inhaltsbereich, die verstreut an unterschiedlichen Stellen des Fragebogenserscheinen, stiften Verwirrung. Hinsichtlich der Anordnung der Reihenfolge der Themengebiete sollte auf mögliche inhaltliche Ausstrahlungseffekte geachtet werden. Die Art der Beantwortung von Fragen zur sportlichen Leistungsfähigkeit dürfte beispielsweise erheblich davon abhängen, ob zuvor nach sportlichen Vorbildern oder persönlichen Erkrankungen gefragt wurde.
  • Die einzelnen Themengebiete innerhalb des Fragebogens sollten mit Überleitungsfragen beginnen.
  • Fragen zu sensiblen Inhalten sollten an das Ende der Befragung oder zumindest an das Ende eines Themenbereichs gestellt werden. Auf diese Weise wird verhindert, dass es vorzeitig zum Abbruch der gesamten Befragung kommt.

 

 


Tipps und Tricks zur Erstellung von Fragebögen

Einleitung

Die Gültigkeit und die Zuverlässigkeit der Antworten einer standardisierten Befragung ist von folgenden Effekten abhängig:

Die vorliegende Zusammenfassung richtet sich schwerpunktmäßig auf die Effekte, die durch die Fragen und die Form des Fragebogens verursacht werden.  Sie können als unverbindliche Regeln verstanden werden, die aber keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit haben.
 

1. Fragearten

Zunächst muß eine Entscheidung darüber getroffen werden, welche Informationen durch eine Frage gewonnen werden sollen. Es kann unterschieden werden zwischen:

In Einstellungsfragen wird überprüft, wie negativ oder positiv bestimmte Statements von den Befragten beurteilt werden. Sie verlangen nach einem Werturteil. Typische Sprachwendungen sind hier etwa "lehne ab / stimme zu", "gut / schlecht", "sollte / sollte nicht", "erwünscht / unerwünscht". Beispiel: Fänden Sie es gut, wenn die CDU wieder die nächste Bundesregierung stellt? Überzeugungsfragen fokussieren auf die Wahrnehmung und Einschätzung vergangener, gegenwärtiger oder zukünftiger Realität. Insbesondere die Beurteilung ob eine Aussage für wahr oder falsch gehalten wird, drückt die Überzeugungen der Befragten aus. Beispiel: Was glauben sie persönlich: Wer wird die nächste Bundestagswahl gewinnen? Verhaltensfragen richten sich auf die Erfassung von "eigenem" berichteten Verhalten der Befragten. Im Grunde sind sie als spezielle Form von Überzeugungsfragen zu verstehen, da sie sich auf Überzeugungen hinsichtlich des eigenen Verhaltens in der Vergangenheit oder Zukunft beziehen. Beispiel: Bei der Bundestagswahl im September 1998 haben viele Personen nicht an der Wahl teilgenommen. Wie war es bei Ihnen: Haben sie an der Wahl teilgenommen oder nicht? Bei diesem Fragetyp werden demographische und personale Eigenschaften der Befragten erfaßt ( z. B. Alter, Bildung, Ausbildung, Einkommen). Beispiel: Welchen Familienstand haben Sie?
 
 

2. Antwortvorgaben

Grundsätzlich gibt es den strukturellen Unterschied zwischen offenen und geschlossenen Fragen. Bei offenen Fragen werden keine Antwortvorgaben gegeben, so dass die Befragten in freier Formulierung ihre Antwort geben können. Geschlossene Fragen besitzen eine begrenzte Anzahl von Antwortvorgaben. Handelt es sich um Kategorien, die eine Rangordnung bilden, so sind folgende Kategorien üblich: Häufigkeiten = nie / selten / gelegentlich /oft / immer; Intensität = sehr / ziemlich / mittelmäßig / wenig / nicht; Bewertungen = stimmt nicht / stimmtwenig / stimmt mittelmäßig / stimmt ziemlich / stimmt sehr; Wahrscheinlichkeiten = keinesfalls / wahrscheinlich nicht / vielleicht / ziemlich wahrscheinlich / ganz sicher.

Geschlossene Frage besitzen gegenüber offenen Fragen den Vorteil, dass der Aufwand bei der Auswertung der Daten um ein Vielfaches geringer ist, weil die Eingaben aus offenen Fragen im Nachhinein kategorisiert werden müssen. Darüberhinaus werden bei geschlossenen Fragen die Verzerrungen, die durch unterschiedliche Artikulationsfähigkeiten der Befragten entstehen können, reduziert. In vielen Befragungen sind auch "Hybridfragen" zu finden. Sie stellen eine Kombination aus offener und geschlossener Struktur dar und ermöglichen dem Befragten über die festgelegten Antwortoptionen hinaus eigene Angaben zu machen.
 
 

3. Frageformulierungen

In Fragen zu heiklen bzw. sensiblen Themen (z. B: Einkommensverhältnisse, Sexualität, Kriminalität) sollten abgemilderte Ausdrücke verwendet werden (z. B.: 'Die meisten Menschen...'; 'Wann haben Sie das letzte Mal...'; nicht 'Lügen', sondern 'nicht immer die Wahrheit sagen').Es sollten zuerst positive, dann negative Bewertungen vorgenommen werden.Entscheidend ist, dass dem Befragten nicht das Gefühl gegeben wird, dass bestimmte Antworten einen Prestigeverlust bedeuten.

4. Fragebogenaufbau

Für eine gute Befragung ist es nicht nur wichtig, auf die Einhaltung der unter Punkt 3 erläuterten Formulierungsregeln für die Fragen zu achten. Ein Fragebogen sollte als ein Gesamtkonzept betrachtet werden, in dem die Reihenfolge und die Struktur der Fragen wichtige Einflussfaktoren zur Erlangung korrekter Daten sind. Fragebögen sollten so konstruiert werden, dass sie den Befragten in eine interessante und konzentrierte Kommunikations-Situation versetzen. Im folgenden einige Ratschläge:

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